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Erstellung von Musterflächen
zur Entwicklung eines Konservierungskonzeptes zur Konservierung der Wandmalereien
in der St. Katharinenkirche in Arnau / Marjino
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Im November 2006 erfolgte eine umfassende restauratorische
Untersuchung der Architekturoberflächen im Innenraum der
St. Katharinenkirche in
Arnau / Marjino durch die Diplom-Restauratorinnen
Silke Heinemann und
Jutta Kalff, die als wissenschaftliche
Mitarbeiter der HAWK (1) vom „Kuratorium Arnau e.V.“ beauftragt
wurden, den Erhaltungszustand der Wandflächen insbesondere des Heilsspiegelzyklus
zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang wurden Material- und Schadenskartierungen
an ausgewählten Bereichen erstellt, um den Umfang und die Verteilung der Schadensphänomene
zu beurteilen. Es konnte festgestellt werden, dass die Wandflächen besonders
im Bereich der trichterförmigen Gewölbeansätze eine starke Durchfeuchtung und Salzbelastung
aufweisen. Als Schadensphänomene konnten ablösende Malschichtschollen, sichtbare
Salzausblühungen, Fehlstellen im Putz- und Malereibestand, Hohlstellen-, Krusten-
und Schalenbildungen sowie ein mikrobieller Befall festgestellt werden. Als Schadensursache
ist die permanente Infiltration von Regenwasser durch das jahrelang schadhafte Dach
anzusehen. Während der restauratorischen Untersuchung im November 2006 wurden den
Restauratorinnen seitens der russischen Denkmalbehörde lediglich berührungsfreie
Untersuchungsmethoden gestattet.
Im Jahr 2007 wurden die Restauratorinnen
Silke Heinemann
und Jutta Kalff von dem Kuratorium Arnau e.V. beauftragt, Musterflächen zur Entwicklung
eines Konservierungskonzeptes zur Konservierung der Heilsspiegelmalereien zu erstellen.
Die Erstellung der Musterflächen und durchgeführten
Notsicherungen an gefährdeten Malereibereichen erfolgten im Anschluss an das
internationale
Symposium in Kaliningrad mit dem Thema: „Mittelalterlicher Heilsspiegel und europäischer
Kontext: Das Beispiel der St. Katharinenkirche in Arnau/ Marjino bei Königsberg/
Kaliningrad“. (2) Durch die wissenschaftlichen Vorträge
und anschließenden Gespräche konnten Kontakte geknüpft und vertieft werden, die
für eine internationale Zusammenarbeit bezüglich der Konservierung der Wandmalereien
in der St. Katharinenkirche von entscheidender Bedeutung sind.
Auf der Grundlage des Angebotes vom 04.09.2007 der
Heinemann & Kalff GbR wurden Muster- und Probeflächen in mehreren Bereichen im Langhaus
der Kirche in dem Zeitraum vom 29.10.07 - 03.11.07 angelegt. Anhand der Musterflächen,
die an stark beschädigten Wandbereichen im mittleren Joch der Südwand im Langhaus
angelegt wurde, sollten sowohl geeignete Konservierungsmethoden und -materialien
als auch der Zeitaufwand ermittelt werden, um eine Einschätzung zum Umfang der Konservierung
der Heilsspiegelmalereien zu erhalten. Die Ergebnisse sollen im Hinblick auf die
geplante Konservierung der Wandmalereien und Architekturoberflächen im Innenraum
der Kirche einen Beitrag zur Erstellung eines umfassenden Konservierungskonzeptes
leisten.
Bei der Musterfläche im mittleren Joch der Südwand
wurden folgende konservatorische Maßnahmen durchgeführt:
- Mechanische Abnahme von salzbelasteten Putzergänzungen sowie der schadhaften
Gipskittungen im Sinne einer Salzverminderung.
- Mechanische Abnahme von Salzausblühungen im Bereich der Wandmalereien.
- Hinterfüllung von Hohlstellen im Bereich des bauzeitlichen Putzes mit einem
Injektionsmörtel auf der Basis von dispergiertem Weißkalkhydrat zur Sicherung
und Stabilisierung des Malereibestandes.
- Ausführung von Randanböschungen zur Sicherung desolater Putzfragmente mit
einem Kalkmörtel.
- Ausführung von Putzergänzungen und Kittungen im Bereich von Fehlstellen mit
einem Kalkmörtel.
- Applikation einer mehrlagigen Kalktünche, um eine einheitliche Architekturoberfläche
herzustellen.
Zusätzlich wurden an stark gefährdeten Bereichen des
Heilspiegelzyklus, bei denen die Malschicht der Heilsspiegeldarstellungen noch gut
ablesbar war, konservatorische Notsicherungen zur Sicherung des Malereibestandes
durchgeführt. Bei den konservatorisch notwendigen Sicherungsmaßnahmen handelte es
sich um Randsicherungen ablösender Putzbereiche mit Kalkmörtel und Hinterfüllung
von Putzhohlstellen, um weitere Substanzverluste bis zum Beginn der geplanten Konservierung
des Innenraumes zu vermeiden.
Im Rahmen der konservatorischen Maßnahmen an den Wandflächen
im Innenraum der Kirche erfolgten exemplarische Freilegungen im Bereich des großflächigen
Zementputzes an der Nordwand, um den Umfang und den Erhaltungszustand des unter
dem Zementputz evtl. vorhandenen Malereibestandes zu beurteilen. Des Weiteren sollte
durch exemplarische Freilegungsproben im Bereich der aufliegenden Kalktünche und
der Zementputzergänzungen ermittelt werden, inwieweit eine zerstörungsfreie Freilegung
der Heilsspiegelmalereien möglich ist.
Langhaus/ Südwand, Wandbereich zwischen dem
1. und 2. Joch.
Links: Zustand der Wandfläche 2006.
Rechts: Zustand der Wandflächen 2007 nach der Konservierung im westlichen Bereich
(rechts).
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Arbeitsfotos zur konservatorischen Maßnahme.
Links: Randanböschung mit Kalkmörtel zur Sicherung ablösender
Putzfragmente.
Mitte: Hinterfüllung von Putzhohlstellen mit einem Injektionsmörtel
auf der Basis von dispergiertem Weißkalkhydrat.
Rechts: stark Salzbelasteter Konsolstein mit einer applizierten Salzverminderungskompresse.
Im rechten Wandbereich wurden Salzbelastete Putzergänzungen entfernt und die
Fehlstellen mit einem Kalkmörtel geschlossen, um die angrenzenden bauzeitlichen
Putzbereiche zu sichern und im Sinne eines Opferputzes eine einheitliche poröse
Architekturoberfläche wiederherzustellen.
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Langhaus/ Nordwand, westliches
Joch,
Wandbereich unterhalb der eingezogenen Zwischendecke.
Links: Zustand eines gut erhaltenen Malereifragmentes des
Heilsspiegelzyklus 2007.
Rechts: Detailaufnahme. Zu sehen sind stark ablösende Randbereiche. Dieser Malereibereich
ist substanziell gefährdet, da der Putz teilweise keinen Kontakt zum Mauerwerk
aufweist.
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Langhaus/ Nordwand, westliches
Joch,
Wandbereich unterhalb der eingezogenen Zwischendecke
Links: Zustand nach der konservatorischen Notsicherungsmaßnahmen
zur Sicherung des Malereifragmentes.
Rechts: Detailaufnahme. Zu sehen ist eine Randanböschung mit Kalkmörtel und
eine Freilegungsprobe im Malereibereich. Durch die exemplarische Freilegung
konnte festgestellt werden, dass der Malereibestand in diesem Bereich einen
sehr gut erhaltenen Zustand aufweist und die künstlerische Qualität des Heilsspiegelzyklus
sehr gut ablesbar ist.
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Langhaus/ Nordwand,
Wandbereich oberhalb der eingezogenen Zwischendecke.
Links: exemplarische Abnahme des Zementputzes, der teilweise
auf dem Heilspiegelzyklus liegt. Die Freilegung zeigt, dass die Heilspiegelmalerei
nicht flächig unter der Zementputzergänzung erhalten ist.
Rechts: exemplarische Abnahme des Zementputzes zur Beurteilung zum Umfang der
überlieferten Heilsspiegelmalereien. Unter dem Zementputz von 1951 war in diesem
Bereich kein Malereibestand mehr vorhanden.
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Anmerkungen:
HAWK
Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim, Fachbereich Konservierung/
Restaurierung.
Das Symposium wurde von Herrn Dr. Walter T. Rix,
dem 1. Vorsitzenden des Kuratorium Arnau e.V., organisiert und fand vom 25.-27.10.2007
statt.

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Quelle /
Источник:
Erstellung von Musterflächen
zur Entwicklung eines Konservierungskonzeptes zur Konservierung der Wandmalereien
in der St. Katharinenkirche in Arnau / Marjino.
Bericht erstellt im Nov. 2007
von Silke Heinemann und
Jutta Kalff.
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